Weihnachten in Portugal

Solidarität, Liebe und Prosperität sind Themen, die bei den Feierlichkeiten im ganzen Land eine Rolle spielen. Es gibt eine Reihe von Traditionen, die von vielen Familien in Portugal befolgt werden, um den Zauber der Weihnachtszeit zu unterstreichen. Im ganzen Land sieht man viele Weihnachtsbäume, Krippen und Lichterketten, die die Straßen erleuchten und die Häuser von außen beleuchten.     

Wie wird Weihnachten in Portugal gefeiert?   

Für die Portugiesen ist Weihnachten ein Synonym für Familie. Am ersten Weihnachtsfeiertag (24.) steht das Beisammensein mit der Familie und einigen engen Freunden im Mittelpunkt. Das kalte Wetter führt dazu, dass man sich häufig am Kamin versammelt. Da viele Portugiesen, die in größeren Städten leben, aus kleinen Dörfern und Städten stammen, kehren sie oft in ihre Heimatstadt oder ihr Dorf zurück, um mit ihren Familien zusammenzukommen.   

Die Feierlichkeiten am ersten Weihnachtsfeiertag haben zwei Hauptbestandteile: ein mit Süßigkeiten und Köstlichkeiten beladener Tisch und der Austausch von Geschenken. Es gibt jedoch eine Reihe von Unterschiede in der Art und Weise, wie der Tag gefeiert wird, und in den Traditionen, die in dieser Zeit im ganzen Land stattfinden.  

In der nördlichen Region werden in der Nacht zum 24. als Hauptgericht sowohl Kabeljau als auch Tintenfisch gegessen, dazu gibt es immer Kartoffeln und Kraut. Am nächsten Tag isst man "roupa velha", ein Gericht, das aus Kabeljau, Kohl und Kartoffeln besteht, die vom Vortag übrig geblieben sind, zusammen mit Ziege oder Lamm.    

In der Gegend von Lissabon findet man typische Gerichte aus dem ganzen Land, die durch die Migrationsströme des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Am Heiligabend isst man gewöhnlich Kabeljau und Truthahn, am 25. dann Schweinelende und Lamm.     

Bei den Bewohnern des Alentejo ist der große Unterschied beim Mittagessen am 25. zu sehen, wo oft Hahn serviert wird. An der Algarve wird neben dem typischen Kabeljau auch Cabidela de Galo gegessen.     

Nach portugiesischer Tradition muss der Weihnachtstisch bis zum nächsten Tag an seinem Platz bleiben. Nachdem die Gerichte des Abends des 24. gegessen sind, bleiben die Desserts bis zum 25. auf dem Tisch. Die häufigsten typischen Süßigkeiten sind "rabanadas", "filhoses", "sonhos" und "bolo-rei".    

Auch der Austausch von Geschenken ist von Haus zu Haus unterschiedlich. Bei manchen Menschen werden die Geschenke um Mitternacht des 24. Dezembers ausgetauscht, und zwar von dem Herrn, der mit dem Schlitten reist und bei Kindern und Erwachsenen auf der ganzen Welt sehr bekannt ist. Während der Weihnachtsmann aus einer Coca-Cola-Werbung stammt, wurde er für die Portugiesen am Nordpol geboren und ist dafür zuständig, den Kindern, die das ganze Jahr über brav waren, die Geschenke an den Kamin oder ans Fenster zu bringen, je nach Haus. Er ist auch eine große Hilfe für die Eltern in dieser Zeit des Jahres, in der viele ihn als Druckmittel einsetzen, um ihre Kinder dazu zu bringen, sich gut zu benehmen (man hört oft: "Wenn du dich nicht benimmst, bringt dir der Weihnachtsmann keine Geschenke").   

In anderen Familien findet der Austausch von Geschenken am Morgen des 25. statt; in diesem Fall sollen sie den Kindern vom Christkind gebracht werden.     

Da es sich um ein überwiegend christliches Land handelt, versammeln sich viele Familien nach dem Abendessen in der Kirche, um die Mitternachtsmesse zu besuchen. Aus diesem Grund ist das Abendessen am Heiligabend auf den Inseln leichter, und es ist Tradition, Hühnersuppe mit Reis zu essen.   

Weihnachten wird in Portugal sehr ernst genommen, aber es gibt Bräuche, die für jede Region spezifisch sind und die nur derjenige erleben kann, der Weihnachten dort verbringt. In Trás-os-Montes zum Beispiel gehören die Caretos de Varge zur Feier der Wintersonnenwende, und es ist ein fast spirituelles Erlebnis. Maskierte Männer, Caretos genannt, verbreiten Chaos im Dorf Varge. 

In der Stadt Braga gibt es kein Weihnachten ohne Bananeiro. Eine der beliebtesten Traditionen in Braga begann vor etwa 40 Jahren, als die Ladenbesitzer der Rua do Souto beschlossen, sich am späten Nachmittag des 24. Dezember vor der Casa das Bananas zu versammeln, um Bekannten und Fremden bei einem Glas Moscatelwein und einer Banane "frohe Weihnachten" zu wünschen.    

Die Gewohnheit, "eine Banane zu essen und zu trinken", entwickelte sich von einem Treffen einer kleinen Gruppe von Freunden und Kunden zu einem Treffpunkt für alle Bürger von Braga am Heiligabend. Heutzutage strömen am Nachmittag des 24. Dezember Tausende von Menschen auf die Straße, um das Ritual zu begehen.   

Im Landesinneren wird das Weihnachtsfest in der Nacht zum 24. Dezember mit dem Verbrennen von Holzscheiten begangen. Das "cepo" oder Holzscheit besteht aus einem großen Lagerfeuer, das in der Regel auf dem Kirchhof gemacht wird, wo sich die Bevölkerung nach der Mitternachtsmesse versammelt. Das Feuer bleibt die ganze Nacht über aktiv, bis es von selbst erlischt.    

Wie Sie sehen, hat Portugal, obwohl es in den letzten Jahren das Ziel vieler Auswanderer war, seine Wurzeln und Traditionen beibehalten und versucht, sie den jüngeren Menschen zu vermitteln, damit sie weitergeführt werden. Auch wenn die Bräuche in jedem Haus anders sind, bleibt die Weihnachtsstimmung der Portugiesen Jahr für Jahr unverändert. Wir alle haben in dieser Zeit des Jahres ein süßeres, hilfsbereiteres Herz; eine Zeit, in der die Bedeutung der Liebe und des Teilens ein wenig mehr geschätzt wird. 

Autor: Cláudia Ferreira