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Die Briten erleben einen trügerischen Immobilien-Boom

Die meisten Prognosen in britischen Zeitungen gehen davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt in den kommenden Quartalen aufgrund der langfristigen Folgen der Pandemie und des Endes der Regierungsprogramme deutlich abschwächen wird. In diesem Fall dürfte die Entwicklung auf dem britischen Wohnungsmarkt in den kommenden...
06 Okt 2020 Min. Lektüre

Die Hauspreise in Großbritannien sind im August drastisch gestiegen und markieren ein Allzeithoch. Das gilt als Indikator der wirtschaftlichen Erholung. Doch Volkswirte sehen bereits den nächsten Konjunkturkiller im Anmarsch.

Die Hauspreise in Großbritannien haben im August so stark angezogen wie zuletzt vor 16 Jahren. Im Vergleich zum Vormonat legten sie um zwei Prozent zu, belegt der viel beachtete Index der Bausparkasse Nationwide. Das ist der größte Sprung seit Februar 2004.

Im Landesdurschnitt liegen die Preise damit um 3,7 Prozent höher als im Vorjahr. Ein Eigenheim kostet im Schnitt 224.100 Pfund (251.300 Euro), der höchste Wert seit dem Beginn der Aufzeichnung des Nationwide-Index 1991.

Damit haben die Hauspreise alle Verluste, die sie im Mai und Juni verzeichnet haben, wieder aufgeholt und sind auf einem neuen Allzeithoch, sagte der Chefvolkswirt bei Nationwide Ende September in London.

Der Immobilienmarkt findet in Großbritannien als Indikator der wirtschaftlichen Entwicklung erhebliche Beachtung. Ab März waren Transaktionen während des Corona-Lockdown für Wochen komplett zum Stillstand gekommen. Großbritannien hat wegen des Lockdowns in Folge der Pandemie einen heftigen Wirtschaftseinbruch erlebt. In den Monaten März und April zusammengenommen, hat die Volkswirtschaft gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast ein Viertel, nämlich 24,5 Prozent, verloren.

Beobachter weisen daher darauf hin, dass der aktuelle Preissprung auf dem Immobilienmarkt zu einem Teil auch der aus dieser Zeit aufgestauten Nachfrage geschuldet ist. Besichtigungen von Immobilien gehörten aber zu den ersten Lockerungen der Beschränkungen, die die Regierung erlaubte.

Hinzu kommt die Tendenz das Käufer jetzt auch nach mehr Platz suchen!

Zusätzlich profitiert der Markt von dem Sondereffekt einer Reduzierung der sogenannten Stempelsteuer, die bei einer Transaktion fällig wird. Bis Ende März 2021 sind Hauskäufe bis zu einem Wert von mehr als 500.000 Pfund von der Abgabe befreit.

Käufer sparen damit bis zu 15.000 Pfund. Für teurere Immobilien reduziert sich die Steuer entsprechend. Nicht zuletzt helfen die niedrigen Zinsen bei der Finanzierung.

Nach Monaten im heimischen Büro suchen Britische Käufer jetzt zunehmend nach mehr Platz, in der Hoffnung auf einen dauerhaft reduzierten Bedarf, ins Büro zu pendeln, daher ist jetzt auch ein größerer Umkreis zu ihrem Arbeitsplatz ein Thema und somit auch die folgenden Preissteigerungen in den Ländlichen Gebieten um die größten Urbanen Zentren herum.

Daraus erfolgt das 15 Prozent der Befragten einer Nationwide-Untersuchung aus dem Mai, wegen der Erfahrungen des Lockdowns, nun auch einen Umzug in Betracht ziehen lassen.

Viele Beobachter sind indes skeptisch, dass die positiven Zahlen der vergangenen Wochen einen längerfristigen Trend zeigen.

Die meisten Prognosen der britischen Fachzeitungen gehen davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt in den nächsten Quartalen erheblich abschwächen wird, wegen der langfristigen Folgen der Pandemie und dem Ende der Regierungsprogramme. Wenn das so kommt, dürfte das die Entwicklung am britischen Immobilienmarkt in den nächsten Quartalen erheblich dämpfen.

Im Oktober endet das Kurzarbeiterprogramm, das die Regierung aufgelegt hat. Ökonomen erwarten danach einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Branchen, die bisher stark auf diese Hilfen zugegriffen haben, wie auch in vielen anderen Europäischen Ländern.

Einbruch der Hauspreise um 16 Prozent? Das Amt für Budgetverantwortung, das Prognosen für die britische Regierung erstellt, hält in einem Worst-Case-Szenario einen Einbruch der Hauspreise um 16 Prozent für möglich.

Geht der aktuelle Boom tatsächlich mit einem Crash zu Ende, würde das elf Prozent der Hausbesitzer in die Überschuldung treiben, so die Berechnungen. 130.000 Haushalte gelten als Risikogruppe, da sie eine Hypothek aufgenommen und weniger als zehn Prozent des Kaufpreises direkt mit eigenem Kapital gezahlt haben.

Quelle: Welt

 

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